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  • AutorenbildMPU May

Mobilität auf dem Land

16 Millionen Menschen leben in Deutschland in ländlichen Regionen, genau genommen Gebieten mit weniger als 150 Einwohner pro Quadratkilometer. Der ADAC befragte 3400 Bewohner ländlicher Gemeinden in 12 Bundesländern zur Zufriedenheit mit ihrer persönlichen Mobilität. Bei den Befragten handelte es sich um eine repräsentativ ausgewählte Gruppe aller Altersstufen ab 15 Jahren.


Überraschenderweise zeigte sich, dass in allen Regionen die Zufriedenheit mit der persönlichen Mobilität sehr hoch ist. Die Zahl zufriedener Bürger übertrifft die Zahl unzufriedener Bürger um 43 Prozent. Diese Zufriedenheit ist jedoch vor allem darauf zurückzuführen, dass fast jeder Befragte Auto fährt. Anders sehen die Bewertungen jedoch bei den Themen öffentlicher Verkehr (ÖV) und Fahrrad aus. Hier werden große Unterschiede zwischen den Ländern deutlich, und vor allem beim ÖV fällt auf, dass drei Ost-Länder (Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen) in der Gunst ganz oben rangieren, während vier West-Länder (Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hessen) mit großem Abstand ganz unten stehen. Doch was läuft in der Altmark (Sachsen-Anhalt) besser als in Dithmarschen (Schleswig-Holstein)? Das wollte der ADAC vor Ort herausfinden. Für den ÖV (Bahn und Bus) in Sachsen Anhalt ist die NASA (Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH), eine 100-prozentige Landesgesellschaft zuständig. Als die NASA 1996 gegründet wurde und man 2009 das „Bahn-Bus-Landesnetz“ begründet wurde, gab es ein ganz klares Ziel: „Möglichst jedes Dorf muss öffentlich erreichbar sein.“ Und vor allem: „Bus und Bahn dürfen nicht mehr nebeneinanderher wurschteln.“ Heute sind Bus und Bahn zeitlich exakt aufeinander abgestimmt. Die Buslinien verkehren in einem mindestens 2-Stunden-Takt und zwar in jedem Dorf. Allerdings ist vorher eine telefonische Bestellung erforderlich. Darüber hinaus haben die Busse die gleiche Wertigkeit und den Komfort wie die Bahn, d.h. sie verfügen über WLAN und nehmen Fahrräder gratis mit. Doch wie kommt einer der strukturschwächsten Landkreise Deutschlands dazu, sich ein so dichtes Nahverkehrsnetz zu leisten? Die Antwort liegt in den deutlich steigenden Fahrgastzahlen. Zählte der Vorgänger Rufbus karge 2800 Fahrgäste pro Jahr, so stieg die Zahl seit dem Start des neuen Netzes auf inzwischen 82.000!


Anders im Kreis Dithmarschen: Oft taugt der Bus nicht mal als Notnagel. Selbst wo es Haltestellen gibt, klaffen stundenlange Lücken im Fahrplan. Auf den ersten Blick sind solche Lücken kein Problem, denn fast jeder über 18 Jahren hat den Führerschein: Auf 1000 Einwohner kommen 600 Autos – 15 Prozent mehr als im Bundesdurchschnitt. Viele Einwohner investieren einen Löwenanteil ihres Einkommens ins Auto. Die Löhne sind niedrig in Dithmarschen und die Mobilitätskosten deutlich höher als in der Stadt. Heimarbeit ist keine Alternative zur weiten Autofahrt, denn die Internetverbindung ist in manchen Dörfern auf dem Niveau der 90er-Jahre. Kein Wunder, das sich 60 Prozent der Landbevölkerung abgehängt fühlt.


Die Lücken im Busfahrplan sind häufig auch ein Problem für ältere Menschen, die nicht mehr selbst Auto fahren können, oder auch für Schüler; die zum Unterricht oder Sport wollen und von den Eltern nicht ständig über Land kutschiert werden können. Inzwischen wurde immerhin ein „Amtsentwicklungskonzept“ für die Region entwickelt. Dabei geht es um eine neue Buslinie sowie die Ansiedlung von Apotheken, Ärzten und Geschäften vor Ort.




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